
Medizinische/physiologische Aspekte
Einfluss von Selbstbeobachtung auf Körperprozesse
Die Idee, dass allein das Beobachten eines Verhaltens dieses verändern kann, ist aus der Psychologie (und sogar der Quantenphysik) bekannt. Im medizinischen Kontext zeigt sich dieser Effekt z. B. darin, dass Menschen, die ein Ernährungstagebuch führen, eher abnehmen als Vergleichsgruppen, die ihre Nahrungsaufnahme nicht notieren (Hollis et al., 2008). Übertragen auf Level 1 bedeutet das: Wer täglich schriftlich festhält, wie er sich fühlt und was er isst, wird meist automatisch achtsamer im Alltag.
Beispielstudie: Hollis JF et al. (2008). Weight Loss During the Intensive Intervention Phase of the Weight-Loss Maintenance Trial. Am J Prev Med. 35(2): 118–126.
Vertiefung:
Der „Hawthorne-Effekt“ (Menschen verhalten sich anders, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden) kann im Selbstbeobachtungs-Kontext ähnlich wirken. Sobald wir unsere eigenen Daten tracken, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir ungesunde Gewohnheiten reduzieren – weil wir sie uns nicht mehr „schönreden“ können.
Zusammenhang von Stress, Immunsystem und Schmerz
Aktiver Stress erhöht die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Langfristig kann das Immunsystem geschwächt werden, und es können schmerzhafte Verspannungen entstehen (McEwen, 1998). Wer hingegen regelmäßig Pausen einlegt, seinen Körper wahrnimmt und Stress „abbaut“, profitiert von einer besseren Regulation des vegetativen Nervensystems (Sympathikus/Parasympathikus). Achtsamkeitsübungen, die in Level 1 vermittelt werden, bilden hier eine erste Grundlage.
Quellen:
- McEwen, B.S. (1998). Stress, adaptation, and disease. Ann N Y Acad Sci. 840:33-44.
- Kabat-Zinn, J. (1990). Full Catastrophe Living. Delacorte.
Vertiefung:
Das Zusammenspiel von Stress und Schmerz ist ein zentrales Thema in der modernen Schmerzforschung. Neuroplastizität bedeutet, dass das Gehirn auf häufige Schmerzimpulse reagieren kann, indem es die Schmerz-Schwelle absenkt. Achtsamkeit und Selbstbeobachtung dienen hier als „Gegenimpuls“, der das Gehirn trainiert, bewusster mit Schmerzen umzugehen und Überreaktionen zu dämpfen.